Der berühmte Inselkünstler César Manrique hat Landschaft und Natur als Grundlage und Inspiration für diverse Inselattraktionen genutzt und sie im Einklang mit der Umgebung gestaltet. Auch hässliche Eingriffe des Menschen in die Natur hat er zu gut besuchten Anziehungspunkten umgestaltet: Z.B. wurde der Kaktusgarten in Guatiza in einem stillgelegten Steinbruch angelegt, und für den „Mirador del Río“ nutzte er eine ausgediente militärische Beobachtungsstation.

Viele Touristen zieht es seit Mitte der 1970er Jahre täglich an diesen markanten Aussichtspunkt in luftiger und meist windiger 480 m Höhe, um den spektakulären Panoramablick auf den Chinijo-Archipel zu genießen und Fotos von den vorgelagerten Inseln zu machen – sofern weder Wolkenschwaden das Kliff umhüllen noch Wüstensand aus der Sahara die Blicke trüben.

Die Geschichte dieses Beobachtungspunkts geht auf das Jahr 1898 zurück: Nach Ausbruch des Spanisch-Amerikanischen Kriegs Ende April 1898 wurde aus Furcht vor amerikanischen Kriegsschiffen und Invasionstruppen beschlossen, einen Kontroll- und Artilleriestützpunkt im Norden von Lanzarote zu errichten.

Am 1. Mai 1898 wurde das Gelände auf dem nördlichen Kamm des Famara-Kliffs inspiziert und für geeignet befunden. Da es keine befestigten Straßen gab, musste das Material von Arrecife aus mit Karren, Eseln, Pferden und Kamelen bis dorthin gebracht werden. Zum Schluss wurden vier 210-mm-Haubitzen des damals in Spanien aktuellen Typs Ordoñez und zwei 270-mm-Mörser installiert, die aufgrund der gekrümmten Flugbahn der Geschosse aus Sichtweite vom Meer platziert werden konnten.

Die Geschütze waren von halbhohen Mauern umgeben und verfügten jeweils über eine halb eingegrabene Munitionskammer mit Holzverschalung, die durch eine 1,75 m dicke Erdschicht geschützt war. Das Pulver wurde 2 km von der Stellung entfernt gelagert. Ab 12. Juni war die Stellung einsatzbereit, und Kommandant und Truppe wurden in Zelten untergebracht. Zum Einsatz kamen weder die Truppe noch die Geschütze, denn der Krieg endete bereits am 12. August 1898.

Details zur Entstehung haben wir in > diesem Beitrag eines spanischen militärisch-historischen Forums gefunden.

Die militärische Einheit führte den Namen „Batería del Río“, der auch heute noch für diese Gegend verwendet wird, die original den Namen „Atalaya Grande“ trägt.

Nach Ausbruch des 2. Weltkriegs wurde der Ort als militärischer Stützpunkt reaktiviert, erneut mit Geschützen bestückt sowie mit einer neuen “Batería del Rio” bemannt. Auch diesmal gab es keinen Einsatz.

Ab 1945 lag die Anlage brach, bis César Manrique ab Anfang der 70er einen der militärischen Beobachtungspunkte zum schönen Mirador del Río umgestalten ließ. Das Gelände wurde vorab vom Verteidigungsministerium erworben.

Von den einstigen Anlagen sind noch Teile erhalten geblieben. In unmittelbarer Nachbarschaft des Miradors Richtung Norden befindet sich ein gut getarnter militärischer Beobachtungspunkt fast im Originalzustand. Direkt daneben befindet sich ein Eingang zu zwei unterirdischen Räumen. Auf der kargen und leicht zu erkundenden Hochebene Richtung Norden gibt es insgesamt vier derartige, unterirdische Konstruktionen, die frei zugänglich sind sowie einige runde, halbhoch ummauerte Geschützfundamente und weitere Relikte militärischer Nutzungen.

Es lohnt, bis an den nördlichsten Punkt der Hochebene zu gehen, denn von hier aus ist auch Orzola und Umgebung aus der Vogelperspektive zu sehen.

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