Clotilde ist eine über 70-jährige Bäuerin aus Máguez. Die kümmerlichen Erträge, die sie dem Boden ihrer Felder mühevoll abringen muss, die Milch ihrer wenigen Ziegen sowie das Meer ernähren sie. Seit Jahrzehnten macht sie sich regelmäßig auf den langen, steilen und beschwerlichen Weg zum Küstenabschnitt unterhalb des Risco de Famara, um dort Kraken zu fangen (“pulpear”) sowie Meeres- und Napfschnecken zu sammeln.
Wir haben darum gebeten, sie begleiten zu dürfen; und gestern rief sie an: Der Mond stehe gut, und wir sollten sie abholen. Früher, als es noch keine oder nur wenige Autos gab, ist Clotilde die gesamte Strecke zu Fuß gegangen. Heutzutage lässt sie sich immer zum Parkplatz “Las Rositas” fahren, wo auch unser gemeinsamer “Risco”-Abstieg über den gerölligen, serpentinenförmig angelegten Pfad startet.
Im unteren Abschnitt verlassen wir den Hauptpfad und folgen Trampelpfaden Richtung Punta de Gayo. Das ablaufende Wasser legt dort große, felsige Küstenbereiche mit zahlreichen Gezeitentümpeln frei: Clotildes Revier! Das steht zwar unter Naturschutz, jedoch ist es mühsam, offizielle Auskünfte über die Sammel- und Jagdvorschriften sowie -tage und -perioden für dieses Gebiet zu erhalten. Zur Festlegung ihrer Jagd- und Sammeltage sowie -zeiten beachtet Clotilde lieber den Mondstand, denn auf den konnten sich bereits ihre Vorfahren verlassen.
Die Eisenstangen mit Ösen an einem Ende sind traditionelle “Pulpo”-Jagdinstrumente, die hier “fija” genannt werden und Clotilde beim Abstieg als Gehhilfen dienen. In ihrem Rucksack befinden sich wärmere Kleidung, Proviant, Trinkwasser, Tüten, Sammelbeutel sowie ein sehr stabiles Messer, mit dem am Fels haftende Napfschnecken (Lapas) “geerntet” werden.
Zunächst steuert sie auf ein Gebiet zu, in dem es vor Meeresschnecken (hier “burgados” bzs. “bígaros” genannt) wimmelt und sammelt flink eine Tüte voll ein. Einen Teil davon wird sie frisch mit Reis zubereiten und den Rest in Essig einlegen, um sie zu einem späteren Zeitpunkt zu verzehren, verrät sie uns.
Danach geht es weiter auf die Suche nach Kraken. Die leben im Wasser versteckt in Ritzen und Löchern, die mit Steinen getarnt werden, erklärt uns Clotilde. Souverän und geschickt bewegt sie sich auf den glitschigen Lavaplatten und -brocken sowie in den Wasserbecken, während wir Mühe haben, ihr zu folgen.
Ab und zu sticht sie mit einer Eisenstange in ein Loch, und bereits nach kurzer Zeit ruft sie uns zu sich, damit wir den bevor stehenden Fang gut beobachten können:
In dem Moment, in dem der Krake einen Arm um die Eisenstange schlingt, greift Clotilde zu und zieht das Tier aus seinem Versteck. Der Krake stößt sofort Tinte aus.
Danach wird das Tier mit der Eisenstange erschlagen. Früher, so erzählt uns Clotilde, als ihre Zähne noch besser waren, hat sie die Tiere mit einem einzigen, gezielten Biss getötet …
Danach wird der Krake auf einer der beiden Eisenstangen aufgespießt und dient fortan als Köder, um weitere Exemplare aus ihren Verstecken zu locken.
Alle weiteren Beuteexemplare werden ebenfalls auf die Eisenstange gespießt, und so nach Hause getragen. Weder ihren Rucksack noch ihre Ausbeute wollte sich Clotilde von uns den steilen Weg zurück tragen lassen. Nach einigen Stunden Aufenthalt in den Jagdgründen von Clotilde und einem beschwerlichen Aufstieg kamen wir bei einsetzender Dunkelheit wieder oben am Parkplatz an. Wir waren groggi, Clotilde nach wie vor fit! Früher sei sie häufig über einen ganz steilen Pfad, der zum Mirador de Guinate führt, nach Hause gegangen.
Dieses schöne Foto von Clotilde haben Freunde von uns vor einigen Jahren gemacht:
Danke für diese besonderen Informationen und Einblicke ! Echt ce like! Voll toll !
!Danke für die sehr besonderen Informationen und Einblicke! Echt ce like!! Voll toll!