Arenado bzw. enarenado, ein kanarischer Begriff, der vom spanischen Verb enarenar (mit Sand bestreuen) abgeleitet wurde, bezeichnet eine Methode des Trockenfeldbaus, bei der eine Sand- oder Lapillischicht als Bodenbelag genutzt wird, um die Erdfeuchte auf natürliche Weise und auch ganz ohne Regenwasser oder künstliche Bewässerung zu regulieren: Die Sand- oder besonders saugfähigen Vulkanpartikel speichern nachts Luftfeuchtigkeit und geben sie an die Erde weiter. Tagsüber schützt die Schicht vor Wind und Sonne.

Saat oder Jungpflanzen werden in größeren als sonst üblichen Abständen in Saatfurchen oder -löchern in den Boden eingebracht, damit jeder Pflanze ausreichend Feuchtigkeit zur Verfügung steht.

Entdeckt wurde diese Methode im 18. Jahrhundert nach dem Ende der großen Vulkanausbrüche.

Es wird unterschieden zwischen dem natürlichen Trockenfeldbau enarenado natural und dem künstlichen Trockenfeldbau enarenado artificial:

Bei der natürlichen Variante werden aus einer bis zu 6 m dicken, natürlichen Schicht aus Lapilli (picón oder rofe genannt) große, trichterförmige Gruben ausgehoben, in deren Vertiefungen jeweils eine Jungpflanze, meistens ein Weinstock, in den Erdboden gesetzt wird. Halbkreisförmige Natursteinmäuerchen am windseitigen Grubenrand schützen zusätzlich vorm Nordost-Passat. Auf einem angelegten Hektar gedeihen etwa 250 bis 300 Weinstöcke. Im natürlichen Trockenfeldbau können weder Maschinen noch Zugtiere zur Pflege und Ernte eingesetzt werden.

Bei der künstlichen Variante, dem enarenado artificial, werden zunächst die Ackerböden vorbereitet, indem vulkanische Gesteinsbrocken entfernt werden und ggfs. fruchtbarer Boden zusätzlich aufgetragen oder eingearbeitet wird. Danach wird der Ackerboden mit einer mindestens 10 – 12 cm dicken Sand- oder Lapillischicht bedeckt.

Die Variante mit Sand wird in Gebieten angewandt, in denen Ackerflächen vorhanden sind und Flugsand dominiert. Flugsand ist sehr hell und besteht größtenteils aus winzigen Muschelstückchen. Er ist also überwiegend organischen Ursprungs. Im Gegensatz zum dunklen Sand, der überwiegend aus Mineralkörnern vulkanischen Ursprungs besteht.

Toponyme, die das Wort Jable beinhalten, weisen auf Flugsandgebiete hin. Wie auch die „Playa de la Concha“ (Muschelstrand) auf La Graciosa. Es wird vermutet, dass jable vom französischen Wort für Sand, sable abgeleitet wurde und seit der Zeit der normannischen Eroberer gebraucht wird.

In El Jable, dem großen, sandigen Gebiet zwischen La Caleta de Famara und Tinajo, wird nach wie vor künstlicher Trockenfeldbau mit Sand betrieben. Dieses Gebiet liegt in einem besonderes großen Flugsandkorridor, der hier corredor de Jable genannt wird. Er zieht sich vom Chinijo-Archipel über die Inselmitte Richtung Playa de Guasimeta am Flughafen und Matagorda und ist auf dem Satellitenbild gut zu erkennen. Ein weiterer Flugsandkorridor zieht sich von den Papagayo-Stränden im Süden von Lanzarote über die Insel Los Lobos bis zu den großen Wanderdünen im Nordosten von Fuerteventura,  die ebenfalls „El Jable“ genannt werden.

Auch in anderen Zonen gibt es größere Flugsandflächen; z.B. im Küstenbereich bei Órzola mit den „Caletones Blancos“ und an der Küste vor Mala.

Bei der künstlichen Trockenfeldbauvariante mit Lapilli wird eine mindestens 10 bis 12 cm dicke Picónschicht auf den Ackerboden aufgetragen. Außerhalb der Weinbauzonen und von sandigen Gebieten prägt diese Variante das Landschaftsbild von Lanzarote, auch wenn die meisten Flächen mittlerweile brach liegen. Bei bewirtschafteten Flächen ist die Lapillischicht etwa alle 10 Jahre auszutauschen. Frisch angelegte und bewirtschaftete Flächen sind an der besonders dunklen Picónfarbe gut zu erkennen.

CalderaQuemada32

Seit einigen Jahren werden im Weinbau auch künstliche enarenados angelegt. Als Windschutz werden lange, etwa 50 cm hohe Mauern aus Natursteinen gesetzt mit zur Windschattenseite offenen Weinstock-Parzellen. Dies ermöglicht eine Bewirtschaftung mit Maschinen.

Kamelfuhre

Trockenfeldbau mit Lapilli wurde im kleinbäuerlichen Bereich erst ab 1944 möglich mit Hilfe günstiger Kredite durch das unter Franco gegründete „Instituto Nacional de Colonización“, das auf Lanzarote bis 1957 in den Agrarsektor investierte. Die teure Anbaumethode konnten sich zuvor nur Großgrundbesitzer leisten, denn für eine Parzelle von gut 1000 m² waren 500 Kamelfuhren erforderlich, um den Ackerboden mit einer Picónschicht von 10 – 12 cm bedecken zu können. Fotoquelle

Heutzutage gibt es Subventionen u.a. der EU. Die lanzarotenischen Agrarprodukte können dennoch aufgrund der aufwändigen Anbaumethode und wegen der relativ geringen Erträge je Hektar Anbaufläche mit Importware preislich kaum konkurrieren; geschmacklich allemal.

Der Abbau von Picón in sogenannten roferos verursacht deutlich sichtbare Landschaftseingriffe. Manche Vulkane sehen deshalb ziemlich „zerrupft“ aus; und im Nationalpark wird seit einigen Jahren durch umfangreiche Renaturierungsarbeiten versucht, gegen die dortigen Abbausünden der Vergangenheit anzugehen. Der Vulkan „Montaña Los Rodeos“ ist ein Beispiel dafür.

Interessante Spuren hat der Abbau von Picón im Valle del Palomo in einem Hang oberhalb des Staubeckens von Mala hinterlassen. Dort ist im vergangenen Jahrhundert und von Menschenhand eine interessante Höhle mit ca. 15 m hohen „Pfeilern“ entstanden – die „Cueva de los Pilares“. Sie ist in Vergessenheit geraten, was wohl auch daran liegt, dass sich ihr unscheinbarer Eingang ein gutes Stück abseits vom Gehweg befindet und sich nur noch wenige, alte Dorfbewohner von Mala an sie erinnern. Die „Cueva de los Pilares“ ist die größte von mehreren Höhlen in unmittelbarer Nähe, die als Gesamtheit „Cuevas de la Arena“ genannt werden.

Seit den 1950ern hat der Trockenfeldbau die Methode der Flutung der gavias bzw. bebederos sukzessive verdrängt. Die Wasserzuläufe der gavias wurden beseitigt, um ein Fortspülen der Picónschicht zu verhindern. Gavias bzw. bebederos gehören deshalb seit längerem der Vergangenheit an.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert