Durch eine kleine Anzeige in unserem Gemeindeblatt „Hoja de Haría“ sind wir darauf aufmerksam gemacht worden, dass die Gemeinde Haría eine Exkursion nach Alegranza für Oktober 2006 organisiert hat. Wir haben uns umgehend angemeldet, denn die Gelegenheiten sind sehr rar, die unter Naturschutz und in Privatbesitz stehende Insel betreten zu dürfen.
Um 9:00 Uhr morgens ging es gemeinsam mit rund 70 weiteren Interessierten aus der Gemeinde auf einem Katamaran los in Richtung Alegranza. Alejandro Perdomo war unser Guide; und weitere Begleiter waren ein Umweltschutzbeauftragter der Gemeinde, mehrere Mitarbeiter und Praktikanten von WWF/Adena sowie 2 Rettungssanitäter vom Roten Kreuz. Mein Mann und ich waren die einzigen „MitbürgerInnen mit Migrationshintergrund“ in der Gruppe. Kaum hatte das Schiff abgelegt, kam lanzarotenische Feststimmung auf; und es wurde viel gesungen und gelacht. Nach rund 50 Minuten kamen wir in bester Laune auf Alegranza, einer Oase der Ruhe, des Friedens und des Naturschutzes an. Der Leuchtturmwärter ist der einzige – fast – ständige Bewohner der Insel. Temporär halten sich auf der Insel die Eigentümer auf (Alegranza ist in Privatbesitz) sowie Naturschützer, Geologen, Ornithologen und andere Wissenschaftler. Eine Genehmigung sowohl vom Eigentümer als auch von der Inselregierung ist erforderlich, um die Insel betreten zu dürfen. Neuerdings ist die maximale Größe der Besuchergruppen auf 10 Personen festgelegt worden; unsere Gemeinde hatte also gerade noch Glück gehabt, in den Genuss der alten Regelung zu fallen.
Wir waren sehr gespannt, ob und wie wir angesichts der Party-Laune der Mitreisenden dieses ganz besondere Fleckchen Erde würden genießen können. Vorweg geschrieben: Die Gruppe verhielt sich während der Exkursion sehr ruhig und folgte in Reih und Glied mehrere Stunden dem Guide, so dass wir voll auf unsere Kosten kamen, zumal ein kleiner „Tanz aus der Reihe“ jederzeit möglich war. Sichtbare Schlusslichter bildeten stets die beiden Rot-Kreuz-Mitarbeiter; und so wurde sicher gestellt, dass alle und wohlbehalten um 18:00 Uhr wieder nach Órzola zurückgekehrt sind. Lediglich ein paar Pflaster gegen Blasen an den Füßen mussten verteilt und ein Arm nach einem Sturz in eine Armschlinge gelegt werden.
Die karge Schönheit von Alegranza hat uns sehr beeindruckt. Die Vulkanlandschaft besticht durch ein breites Spektrum intensiver Erdfarben und wird durch geradezu surreale Lichteffekte perfekt in Szene gesetzt. Atemberaubend ist auch die Küste, an der die Meeresbrandung auf schroffe und bizarre Gesteinsformationen aus erkalteter Lava trifft. Lanzarote ließe sich so oder so ähnlich ebenfalls beschreiben; und dennoch gibt es Unterschiede bei den Farben, den Gesteinsformationen sowie bei der Bodenbeschaffenheit.
Nach einer mehrstündigen Wanderung über die Insel, auf der wir an zwei verfallenen Gehöften vorbei kamen, erreichten wir einen weiteren Küstenabschnitt. Die Brandung war leider zu stark, so dass wir ein Alegranza-Highlight nicht wahrnehmen konnten: Schwimmen in einem phantastischen Höhlensystem, das durch zahlreiche natürliche Lichtschächte fast taghell ist. “Das größte Hallenbad mit natürlicher Beleuchtung” wurde uns erklärt.
Einige Mitglieder der Gruppe nahmen ein Bad in kleinen Naturschwimmbecken. Danach musste bei hohem Seegang in ein kleineres Zubringerboot eingestiegen werden, das die Passagiere zum Katamaran zurück brachte, der nahe der Küste vor Anker lag. Damit der Einstieg überhaupt möglich wurde, hielt der Steuermann gegen die starke Strömung, während 2 Matrosen versuchten, das Boot mit jeweils einem Tau einigermaßen zu bändigen. Ein weiterer Matrose half den Passagieren beim Einsteigen, und jede geglückte Aktion wurde laut beklatscht und bejubelt. Bereits auf dem Zubringerboot herrschte sofort wieder Feststimmung. Auf dem Katamaran wurde mit Paella, Wein und Wasser fürs leibliche Wohl aller bestens gesorgt.
Um die entgangenen Badefreuden zu kompensieren wurde beschlossen, vor der Playa de la Cocina (La Graciosa) vor Anker zu gehen. Die Strecke dorthin führte unmittelbar an der Montaña Clara vorbei. Auch die Montaña Clara ist ein Refugium für seltene Vogelarten. Einen Fischadlerhorst konnten wir gut erkennen, ein Foto davon ist uns nicht gelungen.
Es war ein toller – und lustiger – Ausflug!